Hannover
Wettbewerb: 2010 / 1.Preis
Auszeichnung BDA Preis Niedersachsen 2015
location award Beste Tagungslocation Deutschland 2015
Bauherr: IVA/VolkswagenStiftung
Fertigstellung: 2013
Planungsbeginn: Juni 2010
Baubeginn Verbau / Baugrube: September 2010
Baubeginn Rohbau: März 2011
Leistungsphasen: 1-9
Das im zweiten Weltkrieg zerstörte Schloss Herrenhausen wurde am ursprünglichen Ort wieder errichtet. Als Kernstück des Großen Gartens, einem der wichtigsten Barockgärten in Europa, ist das Schloss Herrenhausen erneut Teil des bestehenden geschlossenen historischen Ensembles.
Viele Versuche scheiterten, das Schlossgrundstück wieder zu bebauen, bis Ende 2007 die VolkswagenStiftung die Absicht äußerte, den Wiederaufbau des Schlosses zu realisieren.
Gemeinsam mit der Stadt Hannover wurde beschlossen, den zweigeschossigen Mittelbau des Schlosses als Tagungs- und Veranstaltungszentrum zu nutzen und in den Seitenflügeln, Museumsflächen für eine Dependance des Historischen Museums Hannover zu schaffen.
Die Fassade des Schlosses Herrenhausen wurde nach den Plänen des Architekten Georg Ludwig Friedrich Laves im klassizistischen Stil originalgetreu wieder aufgebaut. Der Innenbereich des Schlosses dagegen wurde neu gestaltet, so dass ein modernes, multifunktionales Tagungszentrum und klassische Museumsräume entstanden sind.
Das harmonische Zusammenspiel von Historie und moderner Architektur war der Schwerpunkt des Entwurfes.
Die separaten Eingänge für das Tagungszentrum und das Museum wurden seitlich im westlichen bzw. östlichen Wachhaus außerhalb des Ehrenhofes geschaffen. Die zwei gleichwertigen Zugänge werden durch jeweils drei in die Fassade eingeschnittene hohe, schlanke Türen aus dunkler Eiche gebildet. So sind die neuen Eingänge klar ablesbar, aber zurückhaltend in die Schlossarchitektur integriert, da diese in der Frontalansicht des Schlosses nicht sichtbar sind. Die Einhaltung der Hierarchie zum Hauptportal im Ehrenhof, das nur zu besonderen Anlässen geöffnet sein wird, wurde durch diese Herangehensweise gewahrt.
Die innere Struktur des Schlossbaukörpers basiert auf einer neuen Interpretation des historischen Grundrisses. Die Anordnung der Räume im Haupttrakt des Schlosses zitiert die historischen Raumfluchten – die Enfilade. Auch die frühere Eingangshalle, die durch eine bewegliche Wand als Seminarraum genutzt werden kann, ist im neuen Grundriss durch die ursprüngliche Größe und besondere Gestaltung ablesbar und kann somit auch als Entree und Durchgang zum Garten genutzt werden.
Das Museum hat eine Fläche von 1.500 qm und befindet sich in den Seitenflügeln des Schlosses, die über einen unterirdischen Museumsgang verbunden sind.
Das Tagungszentrum beinhaltet, neben variablen Tagungsräumen, ein Auditorium für Konferenzen und einen Festsaal für Galaveranstaltungen und Konzerte.
Da insbesondere das Auditorium, mit einer Größe von 650 qm und Plätzen für 270 Besucher, nicht in den Strukturen des Schlossbaukörpers untergebracht werden konnte, befinden sich die meisten Räume unter dem Innenhof des Schlosses.
Zwei das Auditorium flankierende, vollflächig verglaste Lichthöfe leiten Tageslicht in das Untergeschoss und schaffen zudem Sichtbeziehungen zwischen dem Schloss und dem Auditorium sowie dem unterirdischen Museumsgang. Das Auditorium, das Foyer sowie die beiden angrenzenden Seminarräume haben durch ihre Lage an den Lichthöfen und die Architektursprache eine helle, moderne Atmosphäre und wirken ebenerdig.
In der Beletage im Zentrum des Schlosses, an der historischen Stelle, befindet sich der Festsaal, der über die davor liegende Freitreppe mit dem Innenhof verbunden ist. Der Festsaal ist mit seinen 510 qm und 6 m hohen Decken etwa viermal so groß wie sein historisches Vorbild.
Auf Grund der originalgetreuen Detailübernahme der Fassade und Kubatur des Laves Entwurfs wird das neue Raumgefüge und die Umsetzung eines architektonisch und technisch modernen Gebäudeentwurfes erst beim Betreten des Gebäudes sichtbar. Die Materialien im Innern, wie Jura-Kalkstein und Eichenholz sowie die helle Farbgestaltung, schaffen eine lichte, freundliche und zeitlose Erscheinung, die Bezug zur Schlichtheit der klassizistischen Fassade aufnimmt.